5. September 2009

Rückblick Berndeutsch-Unterricht für Fremdsprachige


Michael stellt sich (auf Berndeutsch!) vor.
Am 2. September führte der Bärndütsch-Verein in Bern die Veranstaltung «Berndeutsch-Unterricht für Fremdsprachige» durch.
Die Berndeutsch-Lehrerin Esther Fivian-Hofer durfte einem interessierten und zahlreich erschienenen Publikum über ihren Unterricht erzählen. Zudem erklärte einer ihrer Schüler – der englischsprachige Finanzanalyst Michael – aus der Sicht des Lernenden, wo die grössten Schwierigkeiten liegen.



Stolperstein Schreibweise
Die grössten Schwierigkeiten beim Erlernen wie auch Unterrichten von Berndeutsch sind die nicht normierte Schreibweise und die dünn gesäten Lehrmittel.
Es ist insbesondere für Schüler, die kein Hochdeutsch sprechen, sehr schwierig, ihren Wortschatz aufzubauen, weil die Wörter in immer wieder anderen Schreibweisen auftauchen. Da es keine verbindlichen Schreibregeln für den Dialekt gibt und das Schreiben des Dialektes den meisten Deutschschweizern grundsätzlich schwer fällt (die meisten schreiben nur in der Standardsprache Hochdeutsch), ist eine grosse Varietät nicht zu vermeiden. Schon die beiden Hauptströmungen (ähnlich wie Hochdeutsch bzw. ähnlich wie Aussprache) unterscheiden sich markant.
Zumindest in den spärlich vorhandenen Lehr- und Nachschlagewerken hat sich die an der Hochsprache angelehnte Schreibweise durchgesetzt. So geniessen die Lernenden zumindest dort eine gewisse Konstanz. Im Alltag (SMS, Notizen) und Internet (Blogs, Facebook, Chat usw.) wendet sich das Blatt aber wieder schlagartig zu ihren Ungunsten. Sie müssen zusätzlich zum Wortschatzaufbau die Fähigkeit entwickeln, anders geschriebene Wörter wiederzuerkennen.

Sprache = Integration

Das Publikum lauscht dem interessanten Vortrag.
Der Hauptgrund, weshalb Fremdsprachige Berndeutsch lernen wollen, ist natürlich eine bessere Integration. Sei es am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder wo auch immer. Wer seine Umwelt verstehen will, muss den Dialekt erlernen.
Hören und Sprechen sind die wichtigsten Disziplinen, während das Lesen und Schreiben eher zweitrangig sind, da die Deutschschweizer selbst kaum Dialekt lesen und schreiben (abgesehen von der imposanten Dialekt-Welle, die sich hauptsächlich auf modernen Kommunikationskanälen wie SMS, Chats, Facebook, Twitter usw. entfaltet). Zusätzlich erschwert wird das Lesen weil es keine Bücher für Anfänger gibt. Die vorhandene Berndeutsch-Literatur ist viel zu anspruchsvoll als Leseübung – so bleiben nur die Lehrbücher selbst.

Fazit
Die Natur des Dialektes macht das Erlenen (und das Lehren) von Berndeutsch noch schwieriger als bei einer Standardsprache. Während fremdsprachige Kinder innert zwei Jahren quasi «von selbst» Berndeutsch lernen, müssen Erwachsene in der Regel hart daran arbeiten.
Wer aber ein gewisses Niveau erreicht hat, versteht Gespräche, Durchsagen, Radio usw. um sich herum und kann sich selbst viel einfacher und direkter mit seiner Umwelt austauschen. So wie Michael, der dem Publikum selbst erzählen konnte, wo die Schwierigkeiten des Berndeutsch-Lernens liegen.

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